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Was ist digitale Barrierefreiheit
im Internet

Digitale Barrierefreiheit ermöglicht es, das Internet oder andere digitale Anwendungen für alle Nutzerinnen und Nutzer zugänglich zu machen. Barrierefreiheit auf einer Website schließt Menschen mit Behinderung selbstverständlich mit ein, ohne dass sie fremde Hilfe dazu benötigen. Zum Beispiel erhält ein blinder Mensch Informationen zu Bildern über einen alternativen bzw. barrierefreien Zugangsweg. Dabei geht es jedoch nicht nur um Seheinschränkungen, sondern auch um Einschränkungsarten wie das Hören, Sprechen oder die Bewegung.

In diesem Beitrag werden wir uns mit Definitionen von Barrierefreiheit und verwandten Begriffen befassen, die näher bringen sollen,

  • was Barrierefreiheit bedeutet,
  • warum sie wichtig ist,
  • wem sie alles hilft,
  • welche Herausforderungen es gibt,
  • mit welchen Instrumenten sie erreicht wird,
  • welche Gesetze sie regelt,
  • welche Vorteile sie bringt.

Barrierefreiheit im Allgemeinen

Barrierefreiheit ist der Prozess der Schaffung von Umgebungen, Produkten und Dienstleistungen, die Menschen mit Behinderungen nutzen können. Zugänglichkeit wird manchmal als das Ausmaß definiert, in dem etwas für eine Person zugänglich ist.

Anstelle des langen Wortes "Accessibility" wird das Akronym "a11y" verwendet. Es verschlüsselt das ursprüngliche Wort "Zugänglichkeit". Es beginnt mit a, endet mit y und zwischen dem ersten und letzten Buchstaben befinden sich weitere 11 Buchstaben. Es liest sich einfach wie "ally" oder "a-eleven-y."

Manche interpretieren Barrierefreiheit sehr weitläufig und sagen, dass sie allen Menschen hilft. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Person mit vorübergehenden Schwierigkeiten oder situativen Zwängen konfrontiert ist, wie zum Beispiel

  • sich ein Arm oder ein Bein gebrochen hat, krank ist oder die Brille zu Hause vergessen hat,
  • Auto fährt und sich währenddessen Informationen zu einem Artikel vorlesen lässt oder
  • das Anzeigen von Bilder beschreibenden Alternativtext, die aufgrund schlechter Internetverbindung nicht geladen werden.

Das Phänomen, dass Barrierefreiheit ursprünglich nur für Menschen mit Behinderungen gedacht war, und jetzt von allen Menschen genutzt werden kann, wird als Curb-Cut-Effekt bezeichnet. Beispiele sind Rampen, Bordsteinkanten, Beschriftungen oder automatisch ausgefüllte Formularfelder auf Websites.

Barrierefreiheit mit Nebeneffekt

Ein Produkt oder eine Umgebung für alle zugänglich zu machen, ist jedoch nicht das primäre Ziel der Barrierefreiheit. Dies ist ein nützlicher Nebeneffekt, der den Ansatz universeller macht.

Barrierefreiheit im Web
noch konkreter

Unter Barrierefreiheit im Internet versteht man die Entwicklung von Websites, Webanwendungen und webbezogenen Tools und Technologien, die von Menschen mit Behinderungen genutzt werden können.

Eine barrierefreie Schnittstelle bedeutet, dass die Nutzerinnen und Nutzer keine Probleme haben, sie zu verstehen, wahrzunehmen, zu navigieren und mit ihr zu interagieren.

Digital Accessibility

Neben der Barrierefreiheit im Internet gibt es auch eine Digital Accessibility. Er ist weiter gefasst und umfasst alle digitalen Produkte - mobile Anwendungen, Computerspiele, elektronische Dokumente, Betriebssysteme usw.

Die Idee der Barrierefreiheit im Web leitet sich von einem Grundprinzip des Webs ab, das vom World Wide Web Consortium (W3C) formuliert wurde.

Die Barrierefreiheit im Web umfasst den gesamten Entwicklungsprozess. Dazu gehören Code, UI- und UX-Design, Tests, Audits, Texte und andere Inhalte sowie die Organisation des gesamten Entwicklungsprozesses. Daher können Empfehlungen, Anforderungen und Praktiken für die Zugänglichkeit des Internets sein:

  • Technisch - Schreiben und Testen von Code
  • Design - das Erscheinungsbild der Websites, Farben, die Benutzerfreundlichkeit, die Freude an der Interaktion
  • Inhalt - Schreiben von Texten, Einfache Sprache, Erstellen von Grafiken, Videos usw.
  • Audit - Audits der Zugänglichkeit
  • Organisatorisch und Rechtlich - Gesetzgebung, Unternehmenspolitik, Organisation interner Prozesse

Einige der Empfehlungen und Praktiken gelten nur für die Barrierefreiheit im Internet, während andere universell sind und aus anderen Bereichen der Entwicklung und des Designs übernommen wurden. So ist zum Beispiel das sog. ARIA-Markup eine spezifische Praxis für die Barrierefreiheit im Web, während die Persona-Methode oder einfache Texte universell sind.

Warum sich für Barrierefreiheit
im Internet einsetzen

Die Zugänglichkeit des Internets ist aus mehreren Gründen wichtig:

  • Recht – in vielen Ländern ist die Zugänglichkeit des Internets gesetzlich geregelt und Verstöße werden mit Geldstrafen geahndet.
  • Reputation – die Betreuung der Nutzenden erhöht die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens und hilft ihm, wettbewerbsfähiger zu werden.
  • Ethik – jeder sollte die Möglichkeit haben, auf die Website zuzugreifen.
  • Erhöhte Nutzerreichweite – das Publikum der Website wächst durch Menschen mit Behinderungen, ihre Familie und Freunde sowie durch die Verbesserung der Platzierung in Suchmaschinen.
  • Material – je mehr Nutzerinnen und Nutzer, desto ökonomischer wirkt sich das auf das Unternehmen aus.
  • Innovation – zugängliche Funktionen machen Produkte innovativer und verbessern die Benutzererfahrung für eine große Zahl von Nutzenden.
  • Vielfalt – Menschen sind komplett verschieden und haben das Recht auf Gleichbehandlung und gleiche Chancen auch im Internet.
  • Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) – Barrierefreiheit wird ab 2025 für die allermeisten Online-Shops und selbst E-Book-Anbieter verpflichtend sein (aktuell sind Behörden oder staatlich finanzierte oder co-finanzierte Websitebetreiber zur Barrierefreiheit verpflichtet).
  • 0-Diskriminierungstoleranz – Werbekampagnen im Internet müssen fair und gleichberechtigt sein und dürfen niemanden wie aufgrund von Behinderung ausschließen.
  • Customer Experience – für alle Kundinnen und Kunden soll eine wertschätzende und ganzheitliche Beziehung von Unternehmensseite aus spürbar sein.
Jugendlicher Mensch mit Armprothese sitzt auf dem Sofa und nutzt eine VR-Brille

Komponenten für Barrierefreiheit
im Web

Die Zugänglichkeit des Internets besteht aus mehreren Teilen:

  • User Agents - Browser, Plug-ins, E-Mail-Clients usw.
  • Unterstützende Technologien - Bildschirmleser, Bildschirmlupen, Sprachassistenten.
  • Webinhalte - Design, Code und Inhalte für Websites und Webanwendungen.
  • Entwicklungswerkzeuge - Code- oder Grafikeditoren, Content-Management-Systeme (CMS), Erweiterungen für Tests usw.
  • Menschen - wer baut Websites und wer nutzt sie.

Die Komponenten hängen voneinander ab. Wenn eine Komponente nicht verfügbar ist, kann die Barrierefreiheit insgesamt eingeschränkt sein. Wenn zum Beispiel ein HTML-Tag im Browser nicht korrekt implementiert ist, können Screenreader es nicht richtig deklarieren. Um dies zu beheben, müssen die entwickelnden Personen ein benutzerdefiniertes Element definieren.

POUR: Die vier Prinzipien der Web-Barrierefreiheit

Die Web-Barrierefreiheit basiert auf vier Prinzipien. Sie beschreiben, wie Webschnittstellen und ihre einzelnen Elemente und Inhalte aussehen sollten:

  1. Erkennbar (Perceivable) - eine Schnittstelle kann mit verschiedenen Sinnen wahrgenommen werden, z. B. mit den Augen, den Ohren und der Haut.
  2. Benutzbar (Operable) - die Schnittstelle kann auf verschiedene Weise bedient werden, z. B. über die Tastatur oder die Stimme.
  3. Verständlich (Understandable) - die Schnittstelle und der Inhalt sind leicht zu verstehen, es ist klar, wie man mit den interaktiven Elementen interagiert.
  4. Stabil (Robust) - die Schnittstelle entspricht den technischen Spezifikationen und funktioniert auf allen Geräten, Browsern und mit allen unterstützenden Technologien.

Die Grundsätze werden mit ihrem Anfangsbuchstaben POUR abgekürzt.

Dieselben Grundsätze bilden die Grundlage für ein wichtiges Dokument über die Zugänglichkeit von Websites, die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines = intern. Standard zur barrierefreien Gestaltung von Internetangeboten).

Nutzer und Nutzerinnen der Barrierefreiheit im Internet

Personen mit Behinderungen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Sie hängen davon ab, wie Menschen die Welt um sich herum wahrnehmen und mit ihr interagieren. Die Zugänglichkeit des Internets konzentriert sich auf Benutzerinnen und Benutzer mit den folgenden Besonderheiten:

  • Physisch oder motorisch - das Skelett, die Muskeln und die Gliedmaßen.
  • Neurologisch - das Nervensystem.
  • Kognitiv - Wahrnehmung, Erkennen und Verstehen.
  • Visuell - Vision.
  • Auditiv - Hören.
  • Die Sprache, der Sprachapparat.

Arten von Barrierefreiheit
im Web

Es gibt mehrere Arten von Barrieren im Internet.

Einige betreffen den direkten Zugang zu Inhalten auf Websites, auf denen keine spezifischen Technologien und Techniken verwendet werden.

Andere Hindernisse sind indirekt. In diesen Fällen sind die Nutzer von Hilfstechnologien bereits mit Problemen konfrontiert.

Barrieren können auch technischer und codebezogener Natur, auf der Inhaltsebene kognitiv sein oder auf der Gestaltungsebene bestehen.

Die Barrieren werden auch durch die Bedürfnisse der Nutzenden beeinflusst. So sind beispielsweise eine schlechte Tastaturunterstützung oder ein zu kleiner Klickbereich eines Buttons ein Hindernis. Hohe Kontraste oder Animationen mit roten Blitzen sind Barrieren für Nutzer und Nutzerinnen mit neurologischen Besonderheiten.

Spezifikationen und Normen
und Werkzeuge

Für die Standardisierung der Barrierefreiheit im Web sind das W3C und eine eigene Arbeitsgruppe, die W3C Web Accessibility Initiative (WAI), zuständig. Es gibt zwei Kategorien von Zugänglichkeitsdokumenten für das Internet:

  1. Technische Spezifikationen und Normen
  2. Leitlinien und Empfehlungen

Werkzeuge für Entwicklerinnen und Entwickler und Testpersonen

  • Bei HTML, CSS, SVG, JavaScript und anderen Sprachen und Technologien ist semantisches Markup besonders wichtig.
  • ARIA-Markup, wenn die HTML-Funktionen nicht ausreichen.
  • Bibliotheken mit verfügbaren Komponenten.
  • Automatisierte Tests - Ihre eigenen Tests oder Bibliotheken zum Testen.
  • Code-Validierer.
  • Browser-Erweiterungen und Entwickler-Tools, Bookmarklets, Webdienste.
  • Manuelle Tests mit unterstützenden Technologien und Benutzern.

Werkzeuge für Designerinnen und Designer

  • Plug-ins für Grafikeditoren zur Kontrastkontrolle, Hinzufügen von Beschriftungen zu Elementen usw.
  • Dienstleistungen - Generierung von Farbpaletten, Visualisierung der Fokusreihenfolge usw.
  • Browser-Erweiterungen - Kontrastberechnung, Farbenblindheitssimulation, etc.
  • Sofort verfügbare Entwurfssysteme und Komponentenbibliotheken.
  • UX-Design und -Forschung - Usability-Tests, Persona-Methode, Interviews, etc.

Werkzeuge für Autorinnen und Autoren von Inhalten

Content Creators sind Content Manager, Texterinnen und Texter, Redakteurinnen und Redakteure, Kommunikationsdesignerinnen und -designer.

  • Texteditoren und Webdienste mit Rechtschreib-, Grammatik- und Satzkomplexitätsprüfungen.
  • Software und Dienstleistungen für die Untertitelung.
  • Flash- und Flicker-Checker für Video und Animation.
  • Plug-ins in Grafikeditoren zur Kontrastkontrolle, Farbenblindheitssimulation usw.

Spezifikationen, Normen, Werkzeuge

Gesetze zur Barrierefreiheit
im Internet

Viele Länder haben Gesetze und Normen für die Zugänglichkeit von Websites und digitalen Produkten wie mobilen Anwendungen und Desktop-Software erlassen.

Einige Gesetze regeln nur den öffentlichen Sektor - staatliche Internetauftritte und Anwendungen, wie zum Beispiel die Websites von Ministerien und Behörden, staatlichen Organisationen und Stiftungen sowie Portale des öffentlichen Dienstes. Andere Gesetze befassen sich mit Websites kommerzieller Unternehmen, wie zum Beispiel Onlineshops, Suchmaschinen oder Nachrichtenportale.

Für eine inklusive Gesellschaft

2021 wurde das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Deutschland verabschiedet. Damit wird die EU-Richtlinie (European Accessibility Act, kurz: EAA) umgesetzt. Es stärkt die Rechte von Verbraucherinnen und Verbraucher. Ab 2025 müssen demnach in den Verkehr gebrachte Online-Angebote barrierefrei sein.

Sehen Sie hier das Erklärvideo zum Barrierefreiheitsstärkungsgesetz.

Vorteile durch die Umsetzung
digitaler Barrierefreiheit

  • Alle Menschen können ein selbstbestimmtes Leben führen.
  • Ältere Menschen oder Menschen mit temporären Einschränkungen profitieren von Barrierefreiheit.
  • Inhalte werden durch Suchmaschinen gut auffindbar.
  • Die Nutzerfreundlichkeit (Usability) von Websites steht von A-Z im Vordergrund.
  • Videos sind mit Untertiteln versehen und können von allen angesehen werden.
  • Artikel können vorgelesen werden.
  • Bilder können auch bei Nichtanzeigen gelesen/bei Nichtsehen vorgelesen werden.
  • Podcasts lassen sich auch lesen.
  • Komplexe Inhalte werden durch leichte Sprache für alle verständlich gemacht.

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SVEN STILLER

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Sven Stiller
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